Samstag, 28. Januar 2017

Buchvorstellung: Toskana - eine kulinarische Liebeserklärung

Bei unseren Urlauben in der Toskana haben wir nicht nur die Landschaft und die Kultur, sondern auch die Küche lieben gelernt. So war ich natürlich sehr neugierig auf den Titel "Toskana - eine kulinarische Liebeserklärung" von Csaba dalla Zorza, erschienen bei Callwey 2016.
Vorab: Es hat mich nicht enttäuscht, ein Buch nicht nur zum Kochen, sondern auch einfach zum Schwelgen. Und ich kann nicht  sagen, ob es in mir nun mehr Sehnsucht nach meiner Lieblingslandschaft weckt oder sie eher stillt.
 
Csaba dalla Zorza ist eine sehr erfolgreiche Kochbuchautorin und Moderatorin eigener Kochsendungen mit toskanischen und venezianischen Wurzeln. Laut Klappentext gilt sie darüber hinaus gleichermaßen als Lifestylexpertin eines eleganten und dennoch schlichten Lebensstils und als Ikone der stilvollen Gastgeberin. 
Das edel aufgemachte, wörtlich genommen gewichtige Buch vermittelt neben den klassischen toskanischen Rezepten viel von diesem Lebensstil - hier wird der Tisch vor dem offenen Kaminfeuer oder auf sonnigen Terassen mit Ausblick in schöne Gärten gedeckt und manche der edlen Lifestyle-Bilder des Fotografen Stefano Skatà könnten auch als Werbung für Mode und Accessoires von oben genannter schlichter Eleganz Verwendung finden. 
Beim ersten Durchblättern würde ich am liebsten schnell den Koffer packen und in die Toskana aufbrechen, am zweitliebsten ein Menü aus den opulent bebilderten Rezepten genießen. Am besten beides in dieser Reihenfolge...

Ebenfalls beim ersten Durchblättern entsteht der Eindruck: Dies ist ein Buch von einer Frau für Frauen. Männer kommen auf den Fotos nur selten vor, die attraktive Autorin sehr häufig - ob allein, beim Einkaufen, beim Kochen, beim Essen und Trinken mit Freundinnen. Viele der Bilder wirken bei genauerem Hinsehen sehr drapiert - so kann es kaum einen anderen Grund geben, dass die Freundin sich in ihrer feinen Strumpfhose statt an den Tisch auf die Kante einer Steinmauer setzt, als den, dass es für die Einteilung des Fotos wichtig war. Auch der Kastanien einschneidende junge Mann hat das vermutlich noch nie selbst versucht, denn mit dieser Messerhaltung würde er sich schnell ins eigene Fleisch schneiden. Das aber am Rande, ich würde das Buch nur eher einer Freundin mit Affinität zu gehobenem Lebensstil als einem "echten Kerl" schenken oder empfehlen. Unter den mir bekannten "Mädels" oder wohl eher Ladies fallen mir spontan einige ein, die dieses Werk lieben würden.
Die Autorin mit einer klassischen Tagliata
Fast jedem Rezept ist eine Doppelseite gewidmet, jeweils ein ganzseitiges Foto und daneben eine reine Textseite mit kurzer Einleitung, einer klar abgegrenzten übersichtlichen Zutatenlisten und der Kochanleitung. Ein Design, das mir sehr zusagt und den einzelnen Gerichten den gebührenden Rahmen gibt.
Etwas irritiert war ich von dem Rezept "Le Fave con il Pecorino", dicken Bohnen mit Pecorino. Die Autorin serviert sie roh, wir kennen sie nur gekocht und vor dem Servieren enthülst -  so zubereitet eine Köstlichkeit.  Im Rezept "Pici mit Bohnen und Pecorino" werden sie roh oder kurz blanchiert verwendet.  Favismus scheint in der Toskana nicht verbreitet zu sein, für davon betroffene Menschen können rohe Bohnen tödlich sein (http://www.favismus.de). 



Fritto misto toscano: Artischocken und Zucchiniblüten

Eine Ungenauigkeit in der Übersetzung gibt es bei dem Rezept "Malfatti alle erbe" - hier wurde aus dem italienischen "Foglie di cardo" zu "Distelblätter" übersetzt, eine Zutat aus der man ableiten könnte, man müsse draußen nach Disteln suchen. "Cardi", zu deutsch Kardonen, ist jedoch ein mit der Artischocke verwandtes Gemüse, das in den meisten toskanischen Gärten zu finden ist (siehe: Cardi - eine italienische Spezialität). 

Allen, die sich von den hier gezeigten Fotos (veröffentlicht mit der freundlichen Genehmigung des Verlags) angesprochen fühlen, kann ich dieses Buch wärmstens empfehlen. Ich werde mich sicher noch so manches mal hinein versenken...

Das Buch kann über diesen Link portofrei direkt beim Verlag bestellt werden - vielleicht sollten wir unser Geld ja lieber beim Lieblingsbuchhändler oder den Verlagen lassen als die große Krake zu füttern...