Montag, 25. Juni 2012

Mohnblüten

Papaver orientale

Der orientalische Mohn hat einen kurzen, aber heftigen Auftritt im frühsommerlichen Garten... eines Morgens ist es soweit, und die Knospen sind offen...

Papaver orientale 'Perry´s White'

Papaver orientale 'Perry´s White' 

Papaver orientale 'Graue Witwe'




Vorn die Sorte 'Perry´s White', hinten die 'Graue Witwe'. Selten hat ein Sortenname so schlecht gepasst wie dieser! Die 'Graue' zeigt eher ein subtiles Rosa, mit feinen pupur- rötlichen Flammen auf den zart geknitterten Blütenblättern. Die Blüten mit ihren dunklen Basalflecken erinnern an die weißen bis hellrosafarbenen Paeonie Rockii-Hybriden. Eine traumhaft schöne Mohnsorte!



Papaver orientale 'Graue Witwe'


Papaver orientale 'Graue Witwe'



Papaver orientale 'Helen Elisabeth'

Die lachsrosa 'Helen Elisabeth' ist wegen ihrer Vitalität und Wüchsigkeit schon fast berüchtigt. Man kann sie ausgraben, teilen, verpflanzen...immer bleibt ein Wurzelrest zurück, der dann im nächsten Jahr wieder eine neue Pflanze wird. Aber schön ist sie doch, oder? Wäre die viel gerühmte 'Patty´s Plum' derart wüchsig und die 'Helen Elisabeth' eher schwierig, wem würde wohl dann die größere Sympathie zuteil?

Mittwoch, 13. Juni 2012

Farbenrausch und Dufterlebnis - Iris in Bara´s Garten


Iris machen mich ganz "verrückt"! Beim ersten Sonnenstrahl laufe ich runter in den Garten um die Morgensonne auf den Blüten zu sehen und abends warte ich oft bis ich zuschauen kann, wie die letzten Strahlen der Abendsonne sie zum Leuchten bringen.


Bei meinen derzeit blühenden Iris handelt es sich um hoch wachsende Bartiris. Seit April sind auch ein paar - bartlose - Wieseniris dazu gekommen, aber die werden frühestens im nächsten Jahr zur Blüte kommen. Die Iris sind nach der Tulpenblüte, kurz vor den Pfingstrosen und den Rosen die absoluten Stars in meinem Garten.
Viele Sorten habe ich nicht - momentan nur acht, aber fünf weitere sind schon bestellt. Leider habe ich für die sonnenhungrigen und schnecken-gefährdeten Pflanzen bei weitem nicht so viel geeignete Plätze, wie ich gern Sorten hätte. Also: keine weiteren 'schwarzen' Iris, obwohl ich die gern sammeln würde. Und von vornherein keine duftlosen Sorten, so schön sie auch sein mögen. Denn der Duft der Iris ist so wunderbar, dass sie es leicht mit den Rosen aufnehmen können.
Der französische Züchter Cayeux bezeichnet die entsprechenden Sorten nicht nur mit "duftend", sondern auch ihre Duftrichtung. Das reicht von "zartblumig" oder "diskret" zu genaueren Bezeichnungen wie Orangenblüte (z.B. 'Neige de Mai'), Nelke, Wicke ('Stitch in Time'), Mandarine ('Romantic Mood'), Pfirsich, Vanille ('Wild Jasmine'), Kuchen und Zitrone.

Die berühmteste unter den duftenden Iris ist die Iris florentina, heute meist als Iris germanica 'Florentina' bezeichnet. Aus den getrockneten Rhizomen dieser Iris wird die "Veilchenwurzel" hergestellt, die man in Apotheken als 'Iridisis Rhizoma' bekommt. Sie werden Babies als Hilfe beim Zahnen zum Beißen gegeben. Veilchenwurzel wurde schon in der Antike zum Würzen von Wein verwendet. Man stellt sie auch aus Iris pallida her, die heute in der Toskana bevorzugt angebaut wird. Die Blüten der 'Florentina' sind weiß mit einem leichten Grau- bis Blaustich, sie haben einen sehr zarten süßen Duft, sind aber nicht sehr regenfest.

Iris germanica 'Florentina'

Die Bezeichnung Iris germanica geht auf Linée zurück. Sie ist keine botanische Art, sondern eine Hybride, die aus dem Mittelmeerraum stammt. Die Pflanze kann nur über Rhizome vermehrt werden.
Ich bin mir nicht sicher, dass meine Pflanze eine originale 'Iris germanica' ist, aber unter dieser Bezeichnung habe ich sie erworben. Sie ist sehr stark wüchsig, von ihr habe ich schon viele Rhizome weiterverschenkt.

Iris germanica




Neben den beiden sehr früh blühenden Iris germanica habe ich ein paar neuere Züchtungen aus der Gruppe "Iris barbata-elatior", den hohen Bartiris. Dies ist meine 'Night Edition' (Schreiner 1981). Farblich gehört sie zu der Gruppe "Amoena", das sind Bartiris mit weißem Dom und blauen Hängeblättern. Bei dieser hier gefallen mir die blauen Sprenkel auf den hellen Domblättern besonders gut. 'Night Edition' bietet schon von weitem einen spektakulären Anblick, überdies hat sie einen zarten, süßen Duft und ist sehr regenfest.

Iris barbata elatior 'Night Edition' im Morgenlicht


Iris barbata elatior 'Night Edition'



Die nächste meiner Schönen ist die 'Stitch in Time' (Schreiner 1978). Sie gehört zur Farbe "Plicata", deren Grundfarbe von Dom- und Hängeblättern weiß oder getönt sein kann und von dunklen Rändern eingefaßt ist. 'Stitch' zeigt an der Sonne einen Glanz, als ob sie mit Diamantstaub überpudert wäre. Bei mir ist sie nicht übermäßig blühfreudig, letztes Jahr (im dritten) hat sie ganz ausgesetzt.  Vereinzelt und neu aufgepflanzt blüht sie nun wieder. Sie duftet süß und ist trotz der zart wirkenden Blüten ziemlich regenfest.

Iris barbata elatior 'Stitch in Time'


'Autumn Circus' (Hager 1990), eine Plicata mit stärkerer Zeichnung, habe ich erst seit letztem Jahr. Dies ist ihre erste Blüte. Sie soll im Herbst nachblühen, ich bin gespannt ob sie es hier rechtzeitig vor den ersten Frösten schafft. Ihr Duft ist eher würzig. Die Fotos hintereinander sind abends bei wechselnden Lichtverhältnissen entstanden. Die Farbe habe ich nicht angeglichen, man sieht da sehr schön, warum es häufig Fotos von einer Irissorte mit sehr unterschiedlichen Farbtönen gibt.

Iris barbata elatior 'Autumn Circus'





Nun zu dem Blütenwunder unter meinen Sorten: 'Superstition' (Schreiner 1977). Letzes Jahr und dieses Jahr hatte sie jeweils 10 Blütenstengel aus einem kräftigen Horst. Die blaue Iris germanica brachte es bei der etwa gleichen Größe nur auf drei Stengel. 'Superstition' wird oft als fast schwarz bezeichnet. So richtig schwarz sind aber nur die Knospen. Sobald etwas Sonnenlicht auf die Blüten fällt, sieht man die Farben von tiefem Violett, dem violettblauen Bart und dunklem Purpur. Der Duft ist kräftig-würzig und bei warmem Wetter fast berauschend. Die Regenfestigkeit ist enorm, die Pflanze hat nach tagelangem Dauerregen immer noch schöne Blüten.

Iris barbata elatior 'Superstition'


Hier eine Neuerwerbung vom Frühjahr: 'Lugano' (Cayeux 1948). Sie wirkte in der Gärtnerei auch nach dem schlimmen Winter im Topf sehr überzeugend, soll ein verläßlicher "Herbstblüher" sein und nach Zitrone duften. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass das Pflänzchen in diesem Jahr gleich blüht, aber sie trieb einen schönen Stiel mit drei Knospen. Ihre glatten, elfenbeinweißen Blüten haben eine perfekte, ausgewogene Form und der Duft ist phantastisch. Er ist nicht nur zitronig, sondern irgendwie auch sahnig...Fachleute würden es wohl als Vanilleduft beschreiben. Jedenfalls musste ich immer an einen besonders leckeren Nachtisch denken. Diese Sorte hat mich sofort erobert!

Iris barbata elatior 'Lugano'

Hier nun die - vorläufig - letzte Neuerwerbung: 'Provencal' (Cayeux 1978). Merkt ihr was?
Sie paßt überhaupt nicht in mein bevorzugtes Farbschema! Deshalb habe ich auch eine Weile gezögert, sie mitzunehmen...aber auch diese Sorte sah nach dem Winter einfach wüchsig und gut aus. Die Beschreibung "Eine fröhliche und leuchtende hohe Iris mit ausgezeichneten Wuchseigenschaften.....Eine gut wüchsige und ausgesprochen reichblühende Züchtung mit zartem Duft." Also warum nicht mal eine Ausnahme machen? Bis jetzt habe ich es nicht bereut, denn obwohl sie seit dem Aufblühen täglich kräftig geduscht wurde, hält sie sich gut.  Sie steht nah bei der Rose 'Eliza', deren neue Triebe ein ähnliches Rot haben und neben der sich ein Schöllkraut (Chelidonium majus) ausgesät hat. So ist die 'Provencal' an diesem Platz ein "perfect match".

Iris barbata elatior 'Provencal'


Ein hervorragendes Buch zum Thema  ist "Iris - die besten Arten und Sorten für den Garten" von Susanne Weber (Verlag Eugen Ulmer, Erstausgabe 1996).

 


Susanne Weber ist eine Iris-Fachfrau ersten Ranges, sie arbeitete 47 Jahre lang mit Helen von Stein-Zeppelin, die 1926 die inzwischen berühmte Gärtnerei mit Schwerpunkt Iris gründete. Die Autorin ist eine Praktikerin, was man dem Buch wohltuend anmerkt. Es umfasst vor allem die Iris-Gruppen, die in mitteleuropäischen Gärten problemlos gedeihen: Iris barbata, Iris sibirica und Iris spuria und ihre Verwandten. Die verwirrende Vielfalt der Iris Gruppen, Farben und anderer Bezeichnungen wird übersichtlich erklärt. Detaillierte Pflanzpläne in Farbschemen mit den passenden Begleitpflanzungen und deren Blütezeiten geben wertvolle Anregungen. Mehr als 500 bewährte Sorten werden angeführt, das mag bei mehr als 1000 neuen Sorten, die jährlich registriert werden wenig erscheinen, hilft aber sehr bei der Orientierung. Auf Seite 67 fand ich gleich die Iris meines Kindheitsbeetes wieder: 'Flammenschwert', eine prächtige alte Sorte der Farbrichtung "Variegata", die gelbtönige Dom- und braunrote Hängeblätter haben.
Für mich ist es eines dieser raren richtig guten Standardwerke für Gärtner mit bestimmten Lieblingspflanzen - sehr empfehlenswert!



Wer jetzt noch Lust auf Bilder hat, hier noch ein paar nur so zum Träumen...

 




Sonntag, 10. Juni 2012

Metamorphose der Vorgärten

Formale Vorgärten im Limburger Land

Im Limburger Land sind die Vorgärten meist sehr gepflegt - und sehr formal. Gut getrimmte Buchspflanzungen, üppige Hosta und Hortensien sind die Lieblingspflanzen in den sorgfältig gepflegten "Schaugärten" zur Straße hin. Die Menschen scheinen die Lust am Gärtnern jedoch mehr und mehr zu verlieren. Gern werden neue Häuser im Stil alter Landsitze erbaut, aber in den letzten Jahren scheint sich die Entwicklung immer weiter weg vom Grün zu bewegen. Es bleibt allerdings: streng formal!
Die meisten der Bilder entstanden in Süd Belgien in der Gegend um Würfelt.























Vorläufiger Endpunkt der Entwicklung - der perfekt angelegte, pflegeleichte Vor"garten" ohne störende, weil Pflege erfordernde Pflanzen! Ob in diesem neu angelegten Garten wohl noch Grün geplant ist? 

Mittwoch, 6. Juni 2012

Gestatten, Court Jester

Meine erste intersektionelle Pfingstrosenhybride hat sich zum echten "Gartenschatz" entwickelt


Bisher hatte ich ein paar Pfingstrosen im Garten, bei deren Auswahl ich Wert auf Sorten gelegt hatte, die nicht gestützt werden müssen. Zumeist also ungefüllte. Um die intersektionellen Hybriden bin ich lange herumsgeschlichen. Zu exklusiv, zu ungewohnt, zu teuer...bis ich mich dann doch zum Erwerb einer 'Court Jester' entschlossen habe. Das war im Sommer 2010, und im Frühjahr 2011 brachte das kostbare Exemplar drei ziemlich kleine, blasse, unscheinbare Blüten hervor. Immerhin war sie damit um vieles schneller als all die schönen Lactiflora-Hybriden, die im ersten Jahr nach der Pflanzung ja noch nicht im Entferntesten ans Blühen denken.  Überzeugt war ich dennoch nicht, eher etwas enttäuscht über meine Wahl.
Bis die Staude in diesem Frühjahr trotz des schwierigen Winters kräftige Schößlinge trieb, die auf mindest fünf bis sieben Blütenknospen hoffen ließen. Jeder Trieb wuchs kräftig heran, und statt einer Knospe wurden es bis zu drei an jedem Stiel, so dass ich vor zwei Wochen auf 19 Knospen zählte!
Inzwischen sind einige davon aufgegangen, und sie sind ein richtiges Highlight! Die Bilder entstanden nach einem kräftigen Regenguss, der die Schönheit der Blüten nicht im mindesten beeinträchtigt hat.








Übrigens: 'Court Jester' bedeutet "Hofnarr" - beim Anblick dieser Samenstände weiß man gleich warum!



Abends und bei Regen schließen  sich die Blüten , um dann am nächsten Tag größer, weiter und heller wieder aufzugehen.



Das tolle an den intersektionellen Hybriden ist, dass sie robuster sind als ihre Elternteile, die Stauden- und Strauchpfingstrosen. Sie sind wesentlich wüchsiger als die Staudenpfingstrosen und wirken eher wie Strauchpfingstrosen. Durch die Seitenknospen haben sie eine recht lange Blütezeit. Ihr Laub bleibt länger schön als das der Staudenpfingstrosen, man schneidet es erst Ende Oktober zurück.
Court Jester wird bei mir sicher nicht lange die Einzige der "Intersektionellen" bleiben...