Mittwoch, 13. Juni 2012

Farbenrausch und Dufterlebnis - Iris in Bara´s Garten


Iris machen mich ganz "verrückt"! Beim ersten Sonnenstrahl laufe ich runter in den Garten um die Morgensonne auf den Blüten zu sehen und abends warte ich oft bis ich zuschauen kann, wie die letzten Strahlen der Abendsonne sie zum Leuchten bringen.


Bei meinen derzeit blühenden Iris handelt es sich um hoch wachsende Bartiris. Seit April sind auch ein paar - bartlose - Wieseniris dazu gekommen, aber die werden frühestens im nächsten Jahr zur Blüte kommen. Die Iris sind nach der Tulpenblüte, kurz vor den Pfingstrosen und den Rosen die absoluten Stars in meinem Garten.
Viele Sorten habe ich nicht - momentan nur acht, aber fünf weitere sind schon bestellt. Leider habe ich für die sonnenhungrigen und schnecken-gefährdeten Pflanzen bei weitem nicht so viel geeignete Plätze, wie ich gern Sorten hätte. Also: keine weiteren 'schwarzen' Iris, obwohl ich die gern sammeln würde. Und von vornherein keine duftlosen Sorten, so schön sie auch sein mögen. Denn der Duft der Iris ist so wunderbar, dass sie es leicht mit den Rosen aufnehmen können.
Der französische Züchter Cayeux bezeichnet die entsprechenden Sorten nicht nur mit "duftend", sondern auch ihre Duftrichtung. Das reicht von "zartblumig" oder "diskret" zu genaueren Bezeichnungen wie Orangenblüte (z.B. 'Neige de Mai'), Nelke, Wicke ('Stitch in Time'), Mandarine ('Romantic Mood'), Pfirsich, Vanille ('Wild Jasmine'), Kuchen und Zitrone.

Die berühmteste unter den duftenden Iris ist die Iris florentina, heute meist als Iris germanica 'Florentina' bezeichnet. Aus den getrockneten Rhizomen dieser Iris wird die "Veilchenwurzel" hergestellt, die man in Apotheken als 'Iridisis Rhizoma' bekommt. Sie werden Babies als Hilfe beim Zahnen zum Beißen gegeben. Veilchenwurzel wurde schon in der Antike zum Würzen von Wein verwendet. Man stellt sie auch aus Iris pallida her, die heute in der Toskana bevorzugt angebaut wird. Die Blüten der 'Florentina' sind weiß mit einem leichten Grau- bis Blaustich, sie haben einen sehr zarten süßen Duft, sind aber nicht sehr regenfest.

Iris germanica 'Florentina'

Die Bezeichnung Iris germanica geht auf Linée zurück. Sie ist keine botanische Art, sondern eine Hybride, die aus dem Mittelmeerraum stammt. Die Pflanze kann nur über Rhizome vermehrt werden.
Ich bin mir nicht sicher, dass meine Pflanze eine originale 'Iris germanica' ist, aber unter dieser Bezeichnung habe ich sie erworben. Sie ist sehr stark wüchsig, von ihr habe ich schon viele Rhizome weiterverschenkt.

Iris germanica




Neben den beiden sehr früh blühenden Iris germanica habe ich ein paar neuere Züchtungen aus der Gruppe "Iris barbata-elatior", den hohen Bartiris. Dies ist meine 'Night Edition' (Schreiner 1981). Farblich gehört sie zu der Gruppe "Amoena", das sind Bartiris mit weißem Dom und blauen Hängeblättern. Bei dieser hier gefallen mir die blauen Sprenkel auf den hellen Domblättern besonders gut. 'Night Edition' bietet schon von weitem einen spektakulären Anblick, überdies hat sie einen zarten, süßen Duft und ist sehr regenfest.

Iris barbata elatior 'Night Edition' im Morgenlicht


Iris barbata elatior 'Night Edition'



Die nächste meiner Schönen ist die 'Stitch in Time' (Schreiner 1978). Sie gehört zur Farbe "Plicata", deren Grundfarbe von Dom- und Hängeblättern weiß oder getönt sein kann und von dunklen Rändern eingefaßt ist. 'Stitch' zeigt an der Sonne einen Glanz, als ob sie mit Diamantstaub überpudert wäre. Bei mir ist sie nicht übermäßig blühfreudig, letztes Jahr (im dritten) hat sie ganz ausgesetzt.  Vereinzelt und neu aufgepflanzt blüht sie nun wieder. Sie duftet süß und ist trotz der zart wirkenden Blüten ziemlich regenfest.

Iris barbata elatior 'Stitch in Time'


'Autumn Circus' (Hager 1990), eine Plicata mit stärkerer Zeichnung, habe ich erst seit letztem Jahr. Dies ist ihre erste Blüte. Sie soll im Herbst nachblühen, ich bin gespannt ob sie es hier rechtzeitig vor den ersten Frösten schafft. Ihr Duft ist eher würzig. Die Fotos hintereinander sind abends bei wechselnden Lichtverhältnissen entstanden. Die Farbe habe ich nicht angeglichen, man sieht da sehr schön, warum es häufig Fotos von einer Irissorte mit sehr unterschiedlichen Farbtönen gibt.

Iris barbata elatior 'Autumn Circus'





Nun zu dem Blütenwunder unter meinen Sorten: 'Superstition' (Schreiner 1977). Letzes Jahr und dieses Jahr hatte sie jeweils 10 Blütenstengel aus einem kräftigen Horst. Die blaue Iris germanica brachte es bei der etwa gleichen Größe nur auf drei Stengel. 'Superstition' wird oft als fast schwarz bezeichnet. So richtig schwarz sind aber nur die Knospen. Sobald etwas Sonnenlicht auf die Blüten fällt, sieht man die Farben von tiefem Violett, dem violettblauen Bart und dunklem Purpur. Der Duft ist kräftig-würzig und bei warmem Wetter fast berauschend. Die Regenfestigkeit ist enorm, die Pflanze hat nach tagelangem Dauerregen immer noch schöne Blüten.

Iris barbata elatior 'Superstition'


Hier eine Neuerwerbung vom Frühjahr: 'Lugano' (Cayeux 1948). Sie wirkte in der Gärtnerei auch nach dem schlimmen Winter im Topf sehr überzeugend, soll ein verläßlicher "Herbstblüher" sein und nach Zitrone duften. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass das Pflänzchen in diesem Jahr gleich blüht, aber sie trieb einen schönen Stiel mit drei Knospen. Ihre glatten, elfenbeinweißen Blüten haben eine perfekte, ausgewogene Form und der Duft ist phantastisch. Er ist nicht nur zitronig, sondern irgendwie auch sahnig...Fachleute würden es wohl als Vanilleduft beschreiben. Jedenfalls musste ich immer an einen besonders leckeren Nachtisch denken. Diese Sorte hat mich sofort erobert!

Iris barbata elatior 'Lugano'

Hier nun die - vorläufig - letzte Neuerwerbung: 'Provencal' (Cayeux 1978). Merkt ihr was?
Sie paßt überhaupt nicht in mein bevorzugtes Farbschema! Deshalb habe ich auch eine Weile gezögert, sie mitzunehmen...aber auch diese Sorte sah nach dem Winter einfach wüchsig und gut aus. Die Beschreibung "Eine fröhliche und leuchtende hohe Iris mit ausgezeichneten Wuchseigenschaften.....Eine gut wüchsige und ausgesprochen reichblühende Züchtung mit zartem Duft." Also warum nicht mal eine Ausnahme machen? Bis jetzt habe ich es nicht bereut, denn obwohl sie seit dem Aufblühen täglich kräftig geduscht wurde, hält sie sich gut.  Sie steht nah bei der Rose 'Eliza', deren neue Triebe ein ähnliches Rot haben und neben der sich ein Schöllkraut (Chelidonium majus) ausgesät hat. So ist die 'Provencal' an diesem Platz ein "perfect match".

Iris barbata elatior 'Provencal'


Ein hervorragendes Buch zum Thema  ist "Iris - die besten Arten und Sorten für den Garten" von Susanne Weber (Verlag Eugen Ulmer, Erstausgabe 1996).

 


Susanne Weber ist eine Iris-Fachfrau ersten Ranges, sie arbeitete 47 Jahre lang mit Helen von Stein-Zeppelin, die 1926 die inzwischen berühmte Gärtnerei mit Schwerpunkt Iris gründete. Die Autorin ist eine Praktikerin, was man dem Buch wohltuend anmerkt. Es umfasst vor allem die Iris-Gruppen, die in mitteleuropäischen Gärten problemlos gedeihen: Iris barbata, Iris sibirica und Iris spuria und ihre Verwandten. Die verwirrende Vielfalt der Iris Gruppen, Farben und anderer Bezeichnungen wird übersichtlich erklärt. Detaillierte Pflanzpläne in Farbschemen mit den passenden Begleitpflanzungen und deren Blütezeiten geben wertvolle Anregungen. Mehr als 500 bewährte Sorten werden angeführt, das mag bei mehr als 1000 neuen Sorten, die jährlich registriert werden wenig erscheinen, hilft aber sehr bei der Orientierung. Auf Seite 67 fand ich gleich die Iris meines Kindheitsbeetes wieder: 'Flammenschwert', eine prächtige alte Sorte der Farbrichtung "Variegata", die gelbtönige Dom- und braunrote Hängeblätter haben.
Für mich ist es eines dieser raren richtig guten Standardwerke für Gärtner mit bestimmten Lieblingspflanzen - sehr empfehlenswert!



Wer jetzt noch Lust auf Bilder hat, hier noch ein paar nur so zum Träumen...

 




1 Kommentar:

  1. Sehr schöne Bilder einer Blume die leider viel zu kurz blüht.
    Nächstes Jahr möchte ich diese Ausstellung unbedingt mal sehen. (Zeppelin)
    Ich habe erst 1 x eine Iris gemalt, ich werde das gerne wiederholen.

    Liebe Grüsse Stephanie

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